26.01.2021

Nikotinersatztherapie – Wie hilfreich sind Pflaster und Co. Wirklich?

Jeder hat sie sicher schon oft in der Werbung gesehen - Nikotinersatzprodukte, die einem dabei helfen sollen, endlich mit dem Rauchen aufzuhören.

Artikel von Lena

Jeder hat sie sicher schon oft in der Werbung gesehen: Nikotinersatzprodukte, die einem dabei helfen sollen, endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Da fast jede*r Dritte in Deutschland raucht, sind solche Produkte auch entsprechend gefragt. Doch wie wirken die verschiedenen Produkte und wie sinnvoll ist ihr Einsatz?

Wirkung der Nikotinersatzprodukte

Das Ziel einer Therapie mit Nikotinersatzprodukten ist offensichtlich mit dem Rauchen aufzuhören. Die nachfolgenden Produkte sollen dabei unterstützen, indem sie versuchen den Entzug etwas angenehmer zu gestalten. Welches Produkt in welcher Situation am besten hilft, hängt vom Rauchverhalten und von der Menge des Tabakkonsums ab. Um sicher zu gehen, dass die Therapie auch hilft, ist es ratsam, sie vorab mit einem Lungenfacharzt oder auch mit dem Hausarzt abzusprechen.

Nikotinpflaster

Das wohl bekannteste Nikotinersatzprodukt sind die Nikotinpflaster. Sie beinhalten eine Nikotin-Matrix, aus der das Nikotin über die Haut in den Körper gelangt. Im Gegensatz zu Zigaretten findet durch die Pflaster eine regelmäßige, dauerhafte Zufuhr statt. Aus diesem Grund werden die Pflaster vor allem Personen empfohlen, die regelmäßig über den Tag verteilt mindestens zehn Zigaretten rauchen. Je nach gewohntem Tabakkonsum kann die in den Pflastern enthaltene Dosis angepasst und im Verlauf der Therapie reduziert werden. Zu Nebenwirkungen kommt es bei der Benutzung der Pflaster nur selten. Wer allerdings gegen Pflaster generell allergisch ist, der sollte sich genauer mit einem Arzt absprechen und eventuell lieber ein anderes Produkt wählen.

Tabletten und Kaugummis

Eine gute Alternative zu den Pflastern ist Kaugummi. Wer sowieso gerne Kaugummis kaut schlägt so zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Kaugummis enthalten wie die Pflaster auch Nikotin, welches beim Kauen freigesetzt und über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Die Tabletten funktionieren nach demselben Prinzip. Diese beiden Produkte sind vor allem für die Raucher*innen geeignet, deren Konsum sich eher unregelmäßig gestaltet. In seltenen Fällen können Geschwüre, also offene Stellen in der Mundregion vorkommen.

Nikotinspray

Auch das Nikotinspray ist sehr bekannt. Im Gegensatz zu den Pflastern und den Kaugummis ist es aber nicht nur apothekenpflichtig, sondern auch verschreibungspflichtig. Zudem muss es oft über die internationale Apotheke bezogen werden. In jedem Fall muss die Behandlung also von einem Arzt oder einer Ärztin begleitet werden.

Vareniclin und Bupropion

Vareniclin und Bupropion sind Medikamente, die aber nur als Mittel der zweiten Wahl zum Einsatz kommen. Sie ahmen die Wirkung von Nikotin im Belohnungssystem des Gehirns nach. Das hat zwar den Vorteil, dass nicht weiterhin Nikotin in den Körper gelangt, die systemische Therapie ist aber leider mit deutlich mehr Nebenwirkungen verbunden. Dazu gehören zum Beispiel Kopfschmerzen, Übelkeit, Zittern und Schlaflosigkeit. Dadurch ist der Entzug mit den Medikamenten auch kaum angenehmer als ein kalter Entzug und die Motivation die Therapie durchzuhalten entsprechend gering.

Die E-Zigarette

Die E-Zigarette ist wohl das am meisten diskutierte Produkt in dieser Reihe. Durch die Aerosole gilt sie als weniger schädlich und auch der Nikotingehalt der Fluide kann besser reguliert werden als bei klassischen Zigaretten. Dennoch wird sie nicht von jedem Mediziner uneingeschränkt empfohlen, da es zu den möglichen Effekten noch keine groß genug angelegte Langzeitstudie gegeben hat. Generell ist man momentan noch der Ansicht, dass ein vollständiger Verzicht auf das Rauchen der bessere Weg ist.

Vorteile der Nikotinersatztherapie und ihr Ablauf

Bei den gängigen Nikotinersatzprodukten, also Pflaster, Kaugummi oder Tabletten, dauert der Entzug ungefähr zwei bis drei Monate. In der Regel wird mit einer Dosis begonnen, die dem gewohnten Konsum entspricht. Wenn der Körper sich an die neue Methode gewöhnt hat, kann die Dosis langsam verringert und schließlich ganz abgesetzt werden.

Wer bis hier gelesen hat, hat sicher schon bemerkt, dass alle der beschriebenen Produkte immer noch Nikotin enthalten. Dessen Dosis soll immer weiter verringert werden. Dadurch können die unangenehmen Symptome des kalten Entzugs wie Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Gewichtszunahme oder depressive Verstimmungen auf ein Minimum reduziert werden.

Außerdem fallen ab dem Moment, wenn keine Zigarette mehr geraucht wird all die anderen schädlichen Wirkstoffe des Tabaks auf die Lunge weg. Das Risiko für Lungenkrebs, COPD und andere Atemwegserkrankungen sinkt also schon während der Therapie. Insgesamt gelingt es mit den Produkten beinahe doppelt so vielen Rauchern aufzuhören wie ohne.

Nachteile der Nikotinersatztherapie

Auf der einen Seite kann der Nikotingehalt die Entzugssymptome abschwächen, auf der anderen Seite kann mit den Ersatzprodukten das gleiche passieren wie mit den Zigaretten zuvor auch. Es kann dazu kommen, dass sich die Abhängigkeit einfach nur vom einen auf das andere Produkt verlagert. Leider ist es nur mit dem Umstieg von Zigarette auf Ersatzprodukt nicht getan. Es muss sichergestellt sein, dass auch eine Reduktion der Nikotinmenge erfolgt.

Im Rahmen der Dosisreduzierung kann es trotzdem zu Entzugserscheinungen kommen. Diese sind zwar oft schwächer als bei einem kalten Entzug, sie können aber dennoch auftreten. Wer sich dessen nicht im Klaren ist, der verliert recht schnell wieder die Motivation für die Therapie.

Diese ist ebenfalls ein sehr wichtiger Faktor. Die Ersatztherapie muss trotz der Erleichterung mit derselben Motivation angegangen werden wie ein kalter Entzug. Laut einer Oxford-Studie, bei der die Wirksamkeit der Ersatztherapie bei Rauchern getestet wurde, schafften es nur 17 % der Teilnehmer tatsächlich mit dem Rauchen aufzuhören. Das mag nun sehr frustrierend klingen, es wurde aber auch herausgestellt, wie wichtig die Motivation ist. Wer sich nur auf der Therapie ausruht, der wird sie auch kaum erfolgreich beenden. Viel eher steigt in solch einem Fall das Risiko für eine Verlagerung der Abhängigkeit.

Unabhängig von der Wirkung der Produkte wird häufig der hohe Preis als Kontra-Argument aufgeführt. Die Produkte sind zwar alle in der Apotheke erhältlich, werden aber normalerweise nicht von der Krankenkasse übernommen. Eine Packung mit sieben Pflastern kostet ungefähr 20 Euro, eine Packung mit Kaugummis kommt auf einen ähnlichen Preis. Man sollte allerdings im Hinterkopf behalten, dass weitere Jahre Zigarettenkonsum ebenfalls nicht gerade billig sind.

Sonstige Empfehlungen

Es wirkt beinahe so, als würde durch die Ersatzprodukte alles noch komplizierter werden und das ist auch so. Dennoch können sie eine große Hilfe auf dem Weg von Raucherin zu Nichtraucherin sein, wenn sie richtig eingesetzt werden. Wer zu dem Schluss kommt, dass der kalte Entzug auf eigene Faust nicht durchzuziehen ist, der sollte zunächst einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Dort kann dann das weitere Vorgehen individuell besprochen und ein Therapieplan erstellt werden. Oftmals ist es auch hilfreich, wenn die Produkte kombiniert werden. Diese Kombinationen sind dann besser an das Rauchverhalten des Einzelnen angepasst. Außerdem hilft ein individualisierter Plan auch bei der Umsetzung. Wer sich die Produkte ohne fachmännische Beratung kauft und sie anwendet, dem fällt es schwerer sich auch an alle Vorgaben zu halten.

Wer lieber auf medizinische Produkte verzichten möchte, der kann auch ohne zum Ziel kommen. Psycholog*innen bieten zum Beispiel verhaltenstherapeutische Behandlungen an, die ebenso eine vollständige Entwöhnung zum Ziel hat. Einigen Betroffenen kann auch die Hypnose helfen. Daneben gibt es Programme wie beispielsweise die 30 Tage Challenge von Smokefree Coach, die ebenfalls einen schrittgenauen Entwöhnungsplan vorgeben und zusätzlich mit Tipps und Ratschlägen helfen. Natürlich können auch medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapieformen miteinander kombiniert werden.

Letztendlich muss jeder die Entscheidung so treffen, wie es für ihn oder sie am besten ist. Wie stark einzelne Entzugserscheinungen auftreten und wie lange die Motivation anhält, das kann nicht allgemeingültig erklärt werden. Ziel ist es, mit dem Rauchen endlich aufzuhören, wie das Ziel erreicht wird, das ist erst einmal zweitrangig.

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